Mittwoch, 12. Juni 2013

Der Tiger

Nachdem der Schalter feststand, galt es zu überlegen, was er eigentlich auslösen soll. Oder besser, wie er auslöst, was er auslösen soll. Denn dass das Schalterumlegen zu einer Runde Vollgas führen sollte, soweit waren wir ja schon. 

Unser Plan war es, in meinem Kopf eine positive Assoziation zu wecken, die mich in besonderer Weise motiviert. Dazu setzte ich mich zu allererst hin und erinnerte mich. Ich erinnerte mich an einen Triathlon, bei dem es besonders gut gelaufen war. Das war einfach, denn der lag gerade einmal drei Tage zurück.

Wie ging es mir während des Wettkampfs? Was habe ich gefühlt? Was gehört? Was gerochen? Was habe ich gedacht? Ich schuf mir ein möglichst konkretes Bild im Kopf. Dieses Bild, geknüpft an einen Spruch, sollte mein Schalter auslösen – und ich dann sozusagen auf Kommando Vollgas geben. 

„Hey Schatten, dir fahr ich davon“ lautete mein Motto – waren das doch genau die Gedanken, die ich während dieses guten Wettkampfs zuletzt wirklich kurzzeitig gehegt hatte. Die positiven Erinnerungen – und damit die Extraportion Motivation – sollten so doch geradezu von selbst in meinen Kopf fliegen. Hätte man denken können. 

Aber so richtig funktioniert hat es vom Start weg nicht. Weder beim Vorstellungstraining auf der Couch, noch bei den ersten Umsetzungsversuchen im Training. Der Satz ist undynamisch, steif, langsam. Allessamt keine Adjektive, die ich mit mir verknüpft sehen will. Nach der anfänglichen Begeisterung stand deswegen schnell fest: Der Satz gefällt mir nicht, er funktioniert nicht, ich  brauche etwas anderes. 

Wir haben deswegen weiter gegrübelt und getüftelt. Wir haben uns ein wenig von der Realität entfernt – weil seinem Schatten davon zu fahren ja so realistisch ist :-) – und abstrakte Ideen zugelassen. Wir haben ein wenig gesponnen – und entwickelten eine Vorstellung, die mich von Anfang an überzeugte:

Ich werde zum Tiger.

Der Tiger ist schnell, stark und ausdauernd. Er ist intelligent und anpassungsfähig. Und er legt sich eine Taktik zurecht, bevor er angreift. All das gefällt mir und passt zum Triathlon, wie es besser kaum geht. In Zukunft soll deswegen dieses majestätische Tier meine Identifikationsfigur werden. Wie genau? Mal sehen. Auch, ob ich ab jetzt immer Kellogg‘s Frosties (die wecken den Tiger in dir) vor dem Wettkampf essen werde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen